Kernfusionsenergie

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Merlino72
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Kernfusionsenergie

Beitrag von Merlino72 »

Guten morgen allerseits,

ich rege mich gerade ganz fürchterlich über die Berichterstattung bei Welt und NTV auf.
gestern wurde bekannt gegeben, dass erstmalig einr kontrollierte Kernfusionen zur Energiegewinnung mit positiven Energieertrag gelungen ist. das heißt, es wurde mehr Energie gewonnen als hineingesteckt wurden um diesen Prozess zu starten.

Erstens geben die oben genannten Fernsehsender pressemeldungen eins zu eins weiter ohne sie zu hinterfragen.
neben der Energie für die 198 Laser, die als ein EINZELENER (weltgrößter) Laser angepriesen werden, benötigt man für diesen Versuch auch das Wasserstoffisotop Tritium. dieses kommt in der freien Natur so gut wie nicht vor und muss künstlich "gebrütet" werden. Und was benötigt man dazu? ....ENERGIE. und diese benötigte Energie wird bei der leistungsbilanz unter den Teppich gekehrt. warum hinterfragt dass keiner der genannten Fernsehsender und die andere Medien?

im übrigen wird auch Energie benötigt um den künstlichen Diamanten herzustellen, mit hohen Temperaturen und hohem Druck, in dem dieses Tritium eingeschlossen wird. man hat also eine diamantkapsel mit Tritium. diese wird dann, nach der aktuell verkündeten erfolgsmethode mit dem oben erwähnten Laser beschossen. auch dieser energieaufwand für die Herstellung der diamantkapseln fließt nicht in die leistungsbilanz ein. für die leistungsbilanz wurde lediglich der für die 198 Laserstrahlen benötigte Strom herangezogen.

zudem höre ich hier in der Berichterstattung immer wieder das Wort "Durchbruch". Durchbruch, da CO2-neutral Energie gewonnen werden könne....und das -ACHTUNG!- frei von Radioaktivität.
wenn diese Aussage nicht so erschreckend falsch wäre würde ich vor Lachen dreimal um die Erde kugeln. aber so bleibt bei mir nur blankes Entsetzen darüber wo diese Aussage herkommen könnte. auf der Pressekonferenz und in den pressemeldungen steht das bestimmt nicht drin sonst würden sich die Wissenschaftler als Scharlatane enttarnen. also muss diese Aussage irgendwo anders herkommen. ich vermute, dass die Medien das selbst mit in die Meldungen aufnehmen.
richtig ist dagegen, dass bei kernfusionen sehr wohl radioaktivität entsteht. und das in nicht unerheblichen Maß. auf jeden Fall ausreichend um Leib und Leben von Lebewesen zu schädigen und zu gefährden.
mengenmäßig wird zwar nicht so viel radioaktivität frei wie bei der Explosion einer Fissionsbombe, also einer herkömmlichen Atomspaltungsbombe oder in einem Kernkraftwerk. und auch die strahlungsintensität ist nicht so hoch.
jedoch handelt es sich bei der Strahlung, die bei einer fusionsbombe oder einem fusionsreaktor entsteht um eine andere Art. durch die Tatsache dass es sich um radioaktiven Wasserstoff handelt, und dadurch die kleinstmöglichen Atome, die unser periodensystem kennt, diffundiert dieser Wasserstoff sogar durch meterdicke Stahlwände und ist somit nahezu nicht abschirmbar.
außerdem greift diese strahlungsart auch die Ummantelung an und verursacht, dass elbst das Material des Mangels angängr zu radioaktiv strahlen.... es entsteht also noch mehr radioaktiver Abfall als den man nur ausgangsstoff annehmen dürfte.
die halbwertszeit dieser radioaktiven Stoffe beträgt 30 bis 100 Jahre, also der Zeitraum, nach dem die Radioaktivität um die Hälfte nachgelassen hat. bei herkömmlichen radioaktiven Abfällen aus kernreaktoren beträgt die halbwertszeit mehrere hunderttausend Jahre und, je nach Stoff, bis zu über einer Millionen Jahre.

ich bin ja wirklich ein sehr großer technikfan. Kernenergie, egal ob Fission oder Fusion, haben mich seit meiner Kindheit interessiert. anfangs war ich auch der Meinung, fusionsreaktoren lösen unsere energieprobleme für immer und ewig, und das ohne nebenwirkungen. dieser Meinung schließe ich mich aber seit einigen Jahren nicht mehr zu 100% an....eher ihr noch zu 10%.
es gibt auch bei Fusionsreaktoren unabstreitbare Nachteile und Risiken. ob fusionsenergie aus Sicht der Sicherheit eine Zukunft haben kann hängt davon ab, ob die Wissenschaftler und Ingenieure es schaffen diese Risiken zu beseitigen. mir fehlt leider der Glaube daran, wenn man sich die Entwicklung so mancher technischer Systeme heutzutage anguckt. nichts wird zu 100% geschafft, nichts ist perfekt alles ist eher eine flickschusterei. warum sollte also genau in so einem hochkomplexen und hochtechnologischen Bereich das plötzlich gelingen?!

mir persönlich stellt sich die Frage, ob sich die Forschung in Fusionsenergiereaktoren tatsächlich lohnt. nicht nur aus finanzieller Sicht, denn seit über 60 Jahren fließen JÄHRLICH aberwitzig viele Milliarden in die Forschung, sondern auch mit Hinsicht auf die Energiewende. wir schaffen in Deutschland aktuell unsere Atomkraftwerke ab, mit dem Ziel regenerative Energieformen zu nutzen und somit die Umwelt nicht weiter zu zerstören. andererseits setzen wir alle unsere Hoffnung in Fusionsenergie und werden, wenn es nach den Wissenschaftlern und Politikern geht, neue Reaktoren bauen, die strahlende Abfälle hinterlassen.

Wie seht ihr das und habt ihr eine andere Meinung zu dem Thema?
Thor Branke
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von Thor Branke »

Strom aus Kernfusion - Energie der Zukunft oder Milliardengrab?
https://www.youtube.com/watch?v=AxnplgWp2LE
Kronos60
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von Kronos60 »

Merlino72 hat geschrieben: Mi 14. Dez 2022, 07:27 andererseits setzen wir alle unsere Hoffnung in Fusionsenergie und werden, wenn es nach den Wissenschaftlern und Politikern geht, neue Reaktoren bauen, die strahlende Abfälle hinterlassen.
Kenne mich bei dem Thema nicht so sehr aus.
Gibt es bei der Kernfusion auch strahlende Abfälle?
Wenn ja, dann könnte man damit nur den Wirkungsgrad erhöhen, das Risiko wäre das selbe wie bei der Kernspaltung.
neanderix
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von neanderix »

Kronos60 hat geschrieben: Mi 14. Dez 2022, 16:47 Gibt es bei der Kernfusion auch strahlende Abfälle?
Nein, jedenfalls nicht so, wie bei einem klassischen AKW.
Aber: der Reaktionsbehälter wird selbstverständlich verstrahlt - und durch die Strahlung spröde. Er muss regelmäßig ausgetauscht werden.
Er ist dann hochaktiver Abfall der endgelagert werden muss.
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von Merlino72 »

Na ja....es ist ja wohl belanglos, ob der strahlende Abfall von ausgebrannten Brennstäben stammt oder vom einem verstrahlten, spröden, ausgetauschten Mantel.
Radioaktiv ist radioaktiv. Klar gibt es Unterschiede in Abfallmenge und auch Strahlungsstärke, und auch bei der Zusammensetzung der Strahlung.
Aber "giftig bleibt giftig".
Ich kann auch nicht sagen, Zyankali ist gut, denn es ist nicht so giftig wie "Senfgas".

Zudem ist m.W.n. Tritium ein instabiles, also bereits von Natur aus strahlendes Isotop.
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von michi27 »

Alles ein großer Witz, Chuck Norris (kennt den wer?) hat schon in den 70ern Kerne fusioniert.
Trotzdem wird uns die ganze, schöne, neue Technik nicht helfen, die Welt zu retten, ohne Einsicht, Einschränkungen und Verzicht. Es wird immer so weiter gehen, wenn wir nur auf neue Technologien in der Zukunft hoffen (eigentlich: glauben).
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von Kronos60 »

michi27 hat geschrieben: Mi 14. Dez 2022, 19:42 Alles ein großer Witz, Chuck Norris (kennt den wer?) hat schon in den 70ern Kerne fusioniert.
Dafür hat er ja auch den Nobelpreis bekommen.. :lol:
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von neanderix »

Merlino72 hat geschrieben: Mi 14. Dez 2022, 07:27 neben der Energie für die 198 Laser, die als ein EINZELENER (weltgrößter) Laser angepriesen werden, benötigt man für diesen Versuch auch das Wasserstoffisotop Tritium. dieses kommt in der freien Natur so gut wie nicht vor und muss künstlich "gebrütet" werden.
Ganz so stimmt das nicht. Tritium kommt durchaus natürlich vor, und zwar entsteht es in der oberen Stratosphäre.
Und bei einer Halbwertszeit von 12,32 Jahren kann man auch nicht gerade von "instbil" reden.

Aber im wesentlichen stimme ich dir zu.
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von Merlino72 »

ich schrieb ja in meinem eingangspost davon, dass Tritium nahezu nicht in der Natur vorkommt.
irgendwo habe ich mal gelesen, dass das natürlich vorkommende Tritium auf der gesamten Erde gerade einmal eine Masse von 3,5 kg hat...also nichts..."nahezu" nicht existent. 😉
1 Gramm Tritium entspricht im erwähnten Versuch inetea 11 Tonnen Braunkohle....vom Energiegehalt, der derzeit genutzt werden kann.
Das weltweiten Tritium Vorkommen entspricht also ca. 349.989 Tonne Braunkohle.
Die echte Braunkohle kommt heute noch, trotz exzessiven Verbrauch der letzten zig Jahrzehnte, zu über 40 MILLIARDEN Tonnen weltweit.

Von daher ein neues Fragezeichen ob das überhaupt geeignet ist dass wir damit sorgenfrei unsere Energie künftig gewinnen können. Ich denke nicht



Und sicher dass es in der Stratosphäre entsteht? Ich meine mich zu erinnern, dass es eher in den Meeten zu finden ist....aber vielleicht irre ich mich da...
neanderix
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Re: Kernfusionsenergie

Beitrag von neanderix »

Merlino72 hat geschrieben: Mi 14. Dez 2022, 21:48 Und sicher dass es in der Stratosphäre entsteht? Ich meine mich zu erinnern, dass es eher in den Meeten zu finden ist....aber vielleicht irre ich mich da...
Siehe Tritium

Erster Absatz nach "Entstehung und Herstellung"
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